2020 | Lesezeit: 11 Minuten

Assessment-Center: Tipps und Übungen zu typischen Aufgaben

In einem Assessment-Center werden Bewerber mithilfe von verschiedenen Übungen auf Herz und Nieren geprüft. Wir verraten dir, wie du einen guten Eindruck hinterlässt.

Assessment-Center

Das Assessment-Center (kurz: AC) ist ein alternatives Auswahlverfahren, zu dem mehrere Bewerber gleichzeitig eingeladen werden. Dabei begutachten Assessoren die Bewerberrunde. Das Assessment-Center hat keinen festen Ablauf, da es sich aus zahlreichen Aufgaben zusammensetzt, die von dem Arbeitgeber festgelegt werden. Es gibt jedoch einige typische Übungen, die in fast jedem AC vorkommen.

Es ist also durchaus von Vorteil, sich über den generellen Ablauf sowie einige Standard-Aufgaben im Assessment-Center zu informieren. Wir helfen dir dabei, dich optimal vorzubereiten.

Was ist ein Assessment-Center

Ein Assessment-Center ist ein ausgeweiteter Bewerbungstest. Die Kandidaten werden anhand ihrer schriftlichen Bewerbung ausgewählt und zu dem Assessment-Center eingeladen. Hier müssen sie verschieden Aufgaben bewältigen – alleine und in der Gruppe.

An einem AC nehmen mehrere Bewerber sowie sogenannte Assessoren teil. Bei den Assessoren handelt es sich meist um Personalbeauftragte des Unternehmens, Psychologen sowie Abteilungsleiter. Anwesend sind somit meist zehn bis zwanzig Personen: in der Regel bis zu fünfzehn Bewerber und zwischen drei und fünf Assessoren.

Das Assessment-Center ist ein sehr umfangreiches Auswahlverfahren, das in der Regel in mehreren Stunden an ein bis drei Tagen durchgeführt wird. Bewerber werden hier also auf Herz und Nieren getestet.

Warum entscheiden sich Unternehmen für ein Assessment-Center?

Im Assessment-Center können Soft Skills wie analytisches Denken, Organisationstalent, Resilienz, Teamfähigkeit oder Durchsetzungsvermögen besonders gut beobachtet werden. Gerade bei Führungspositionen ist es vielen Unternehmen wichtig, dass diese Fähigkeiten belegt sind. Ein Assessment-Center kann jedoch für jede Position und für jeden Beruf durchgeführt werden.

Das AC ist außerdem eine kostengünstige Alternative zu einzelnen Auswahlgesprächen. Ein Assessment-Center, in dem zahlreiche Personen zeitgleich eingeladen werden können, spart dem Unternehmen Zeit und Geld.

Assessment-Center: Übungen

In einem Assessment-Center werden pro Tag bis zu sechs Übungen mit den Bewerbern durchgeführt. Diese wechseln in der Regel zwischen Einzel- und Gruppenaufgaben. Auf folgende Assessment-Center-Übungen kannst du dich in den meisten Fällen vorbereiten.

Selbstpräsentation

Die Selbstpräsentation ist meistens die erste Übung im Assessment-Center, denn hierbei geht es darum, sich kurz vorzustellen. Das heißt, dass du in der Regel kurz etwas zu deiner Person sagst und anschließend deinen beruflichen Werdegang wiedergibst. Auf diese Aufgabe kannst du dich also gut vorbereiten, indem du dir deine Daten zurechtlegst und übst, frei zu sprechen.

Diese Übung gibt es allerdings auch als Gruppenaufgabe: In diesem Fall müssen sich zwei Bewerber miteinander unterhalten und sich dann gegenseitig vor der Gruppe vorstellen. Es geht also darum, zu beweisen, wie es um deine Kommunikationsstärke und deine schnelle Auffassungsgabe bestellt ist.

Die Postkorbübung

Die bekannteste Einzelübung ist die Postkorbübung. Hier werden Organisationsgeschick und Stressresistenz des Bewerbers getestet. In der Arbeitsanweisung sind ungefähr zwanzig Aufgaben aufgeführt, die sich überschneiden. Da die zahlreichen eingebauten Hindernisse kaum zu lösen sind, geht es hierbei um die richtige Herangehensweise und gegebenenfalls die anschließende Präsentation der Lösung. Werden bei der Lösung die richtigen Prioritäten gesetzt? Wie werden die einzelnen Arbeitsschritte begründet?

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Klassische Tests im Assessment-Center

Neben den zahlreichen Übungen können auch klassische Tests wie Persönlichkeitstests oder Leistungstests sein. Bei diesen werden die Eigenschaften sowie die Konzentration und das Wissen des Bewerbers direkt abgefragt.

Pause

Zwischen den einzelnen Aufgaben gibt es Pausen sowie eine längere Mittagspause. Allerdings heißt das im Assessment-Center nicht, dass du die Füße hochlegen kannst, um an deinem Handy zu spielen: Denn auch während der Pause beobachten die Assessoren dein Verhalten – zum Beispiel wie du dich beschäftigst und wie dein Sozialverhalten mit den anderen Bewerbern ausfällt.

Du solltest dich zwar nett unterhalten, jedoch auch nicht allzu ausführlich aus dem Nähkästchen plaudern – auch das Lästern über den ehemaligen Arbeitgeber oder die Kollegen solltest du dir verkneifen, denn das hinterlässt nie einen positiven Eindruck.

So ein Tag im Assessment-Center kann unter Umständen ziemlich anstrengend werden, dennoch solltest du dich auch in der Pause nicht gehen lassen. Ein lautes Gähnen wird den Assessoren nicht entgehen. Vertritt dir in diesem Fall kurz an der frischen Luft die Beine, trinke etwas und erfrische dich kurz im Badezimmer – das wirkt belebend.

Gruppendiskussion

Eine Übung, die dich ebenfalls in fast jedem Assessment-Center erwarten wird, ist die Gruppendiskussion. Achte dabei darauf, dass du deine Meinung sachlich vertrittst und aktiv Teil der Diskussion bist – gleichzeitig gilt es, die anderen Bewerber aussprechen zu lassen und auf ihre Argumente einzugehen. Versuche zum Beispiel auch, einen Kandidaten in das Gespräch einzubeziehen, der vielleicht Schwierigkeiten hat, sich Gehör zu verschaffen. Dies wird den Assessoren ebenfalls positiv auffallen.

Wichtig ist auch, dass du dich vor dem Assessment-Center mit dem aktuellen Weltgeschehen vertraut machst, denn häufig ist dieses Thema der Gruppendiskussion. Außerdem solltest du dich vorab genau mit dem Unternehmen beschäftigen, denn es kann durchaus sein, dass arbeitsrelevante Themen Teil der Diskussion sind.

Rollenspiel

Eine weitere Übung im Assessment-Center ist das Rollenspiel, das sowohl in der Gruppe als auch als Einzelübung mit einem Assessor durchgeführt werden kann. Du erhältst in der Regel eine Rolle, die du überzeugend darbieten musst.

  • Das kann zum Beispiel die Rolle eines Verkäufers sein, der mit einem komplizierten Kunden verhandeln muss. So wird überprüft, wie du mit stressigen Situationen umgehst und ob du gleichzeitig höflich und kompetent bleiben kannst.
  • Es kann auch sein, dass du innerhalb einer Gruppendiskussion eine bestimmte Meinung und Position erhältst, die du vertreten musst. Du musst dich also in diese Situation hineindenken und überzeugend argumentieren.

Worauf achten Personaler beim Assessment-Center?

Das Ziel eines ACs ist es, die Kompetenz eines Bewerbers in unterschiedlichen Übungen zu testen. Die sogenannten Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kommunikationsstärke kommen in klassischen Bewerbungen häufig zu kurz und können im Assessment-Center besser erfasst werden.

Neben der Sozialkompetenz werden die Methodenkompetenz, also die Anwendung von Arbeitstechniken, die Selbstkompetenz, die individuelle Haltung zur Arbeit, und die Empathiefähigkeit besonders beachtet. Die Sachkompetenz spielt in ACs eher eine geringere Rolle. Fachliche Fähigkeiten werden nur gelegentlich erfasst, sind aber in den meisten Fällen ein wesentlicher Bestandteil des anschließenden Vorstellungsgesprächs.

Wie bereite ich mich auf das Assessment-Center vor?

Obwohl jedes Assessment-Center anders verläuft, kannst du dich dennoch in einigen Punkten vorbereiten.

Das richtige Outfit

Wie in jedem Vorstellungsgespräch ist auch ein gepflegtes Äußeres im Assessment-Center wichtig. Stelle dein Outfit rechtzeitig zusammen und lege die Kleidung zurecht, damit du am Tag des Assessment-Centers nicht in Stress gerätst. Sollte das AC mehr als einen Tag dauern, ist es ratsam, sich vorab mehrere Outfits zurechtzulegen.

Achte darauf, dass deine Kleidung, deine Schuhe und deine Frisur ordentlich sind – zerrissene Jeans und ein knalliges Make-up kommen in der Regel nicht so gut an. Aufdringliches Parfüm oder Zigarettengeruch sind ebenfalls ein No-Go.

Stift und Mappe

Auch wenn den Assessoren deine Bewerbung bereits bekannt ist, ist es immer hilfreich, deine Unterlagen noch einmal in einer Bewerbungsmappe mitzubringen. So liegt dein Lebenslauf mit allen wichtigen Daten im Zweifel noch einmal vor.

Auch ein eigenes Federmäppchen mit einem Füller oder Kugelschreiber hinterlässt einen gut organisierten Eindruck – selbst dann, wenn vor Ort Schreibutensilien vorhanden sind.

Plane deine Anfahrt

Das pünktliche Erscheinen ist der erste positive Eindruck für das Assessment-Center – plane deine Anfahrt daher rechtzeitig. Sei lieber ein paar Minuten eher da, dann kannst du dich noch einmal in Ruhe auf das Assessment-Center einstellen und gerätst nicht in Stress.

Übe deine Rhetorik

Da die Selbstpräsentation in den meisten Fällen Teil des Assessment-Centers ist, kannst du dich im Voraus bereits auf diese Übung vorbereiten. Doch nicht nur diese Übung erfordert, dass du dich redegewandt präsentierst – dazu gehört auch die richtige Körpersprache.

Übe am besten vor einem Spiegel, zeichne dich mit deinem Smartphone auf oder bitte Freunde und Familie darum, Gruppendiskussionen oder Rollenspiele mit dir zu üben. Ihnen fallen vielleicht Eigenarten an dir auf, die du noch verbessern kannst – wie das häufige Benutzen von Füllwörtern oder das nervöse Spielen mit deinem Haar.

Letzte Aktualisierung am 21.07.2020

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